Du hast dich dazu entschieden ein Budget zu erstellen, hast deine Vorlage gefunden, sitzt vor dem Laptop und denkst «Okay, aber wie geht das ganze jetzt eigentlich?». Bevor du anfängst dein Budget zu erstellen, musst du eine für dich geeignete Budget-Methode finden, das wirst du bestimmt, denn davon gibt es ganz viele verschiedene. Heute verschaffen wir Klarheit im Methoden-Dschungel. Unser Ziel ist es, dass du am Ende dieses Beitrags weisst, welche Methode am besten zu dir passt.
First things first
Jedes Budget, auch alle unten aufgeführten, besteht aus denselben Komponenten:
- Nettoeinkommen
- Fixe Ausgaben
- Variable Ausgaben
- Notwendige und nicht notwendige Ausgaben
- Schuldenabzahlung
- Sparen
Diese Komponente können verschieden benannt oder zusammengesetzt werden, das Prinzip bleibt jedoch unverändert.
Solltest du Fragen haben, Hilfe oder eine Zweitmeinung benötigen würde es mich sehr freuen, dich zu unterstützen. Du kannst mir gerne auf Insta oder hier über die Webseite eine Nachricht schreiben. 🙂
#1 Das 50-30-20 Budget
Dies ist wohl eine der bekanntesten Regeln beim Budgetieren. Bei dieser Methode wird dein Nettogehalt in prinzipiell 3 Töpfe geteilt. Idealerweise hast du ebenfalls 1 Konto pro Topf. Dabei unterscheiden wir zwischen «Bedürfnissen» – notwendige Ausgaben auf die du nicht verzichten kannst, «Wünsche» – Ausgaben auf die du theoretisch verzichten könntest und «Sparen».
Dein Nettoeinkommen teilen wir hierfür folgendermassen auf:
50% – Bedürfnisse | 30% – Wünsche | 20% – Sparen |
· Miete
· Strom · Serafe · Versicherungen · Einkauf · ÖV oder Auto |
· Netflix Spotify & Co.
· Gym · Shopping · Auswärts essen |
· Notgroschen
· 3. Säule · Investieren |
Vorteile
Die 50-30-20 Regel ist einfach anzuwenden und fühlt sich nicht an als ob du auf einer Budgetdiät wärst. Sie bringt dich ebenfalls dazu, deine Fixkosten zu reduzieren und ermöglicht eine übersichtliche Einteilung. Grosses Plus: Du musst nicht zwingend jede Ausgabe tracken und wirst ausserdem nicht mit Details überfordert.
Nachteile
Weder die Schuldenzahlung noch das Sparen werden priorisiert, der Sparanteil ist zudem etwas niedrig. Wenn man bedenkt, dass für Steuern ebenfalls gespart werden muss, wird entweder der Sparanteil noch niedriger oder du kannst den Betrag, welchen du monatlich für die Steuern sparst vom Nettoeinkommen abziehen bevor du das Gehalt in die Töpfe einteilst. Möglicherweise ist ein zu grosser Teil deines Einkommens für etwas eingeteilt, was du nicht benötigst.
#2 Das 0-Basis Budget (0-based Budget)
Wie es der Name schon sagt, geht es bei dieser Methode darum, dass jeder einzelne Franken eingeteilt wird und eine Aufgäbe erhält. Wenn du beispielsweise CHF 5’500.- verdienst, teilst du genau CHF 5’500 auf, am Ende bleiben also CHF 0.-. Dies bedeutet natürlich nicht, dass du CHF 0.- auf deinem Bankkonto hast, sondern, dass jeder Franken auf deinem Bankkonto einen bestimmten Zweck erfüllt.
Hierfür gehst du folgendermassen vor:
- Liste all deine Ausgaben auf (Miete, Strom, Nebenkosten, Serafe, Handy, Versicherungen, Sparziele, Einkauf, Geschenke, Ausgaben für Haustiere, Auswärts essen etc.)
- Nun teilst du jeder Kategorie einen Betrag zu. Es kann dir natürlich schwer fallen zu wissen, welcher Kategorie du welchen Betrag zuteilen solltest. Hierfür kannst du dich an folgende Angaben orientieren.
- Deine Fixkosten sollten maximal 50% deines Einkommens betragen. Ideal wären sogar 30 bis 40 Prozent – allerdings ist das nicht immer machbar, je nachdem wie hoch deine Einnahmen sind, wo du wohnst und wie hoch die Mietpreise dort sind.
- Deine Miete (inkl. Nebenkosten) sollte nicht mehr als Ein Drittel deines Nettogehalts betragen.
- Der Notgroschen ist Pflicht. Ein Richtwert sollten 3 Monatsausgaben sein.
- Nach deiner Einteilung rechnest du dein Nettoeinkommen minus deine Ausgaben, das sollte 0 ergeben. Sollte das nicht beim 1. Mal klappen à Willkommen im Club.
Für weitere Kategorien liste ich dir nachfolgend die Auswertung vom Bundesamt für Statistik der Ausgaben nach Altersgruppe (datiert November 2021) auf. Wir nehmen hierfür einen Einzelpersonenhaushalt bis 34 Jahre. Dabei handelt es sich um Richtangaben! Solltest du dich darüber oder darunter befinden ist das völlig normal.
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- Nahrungsmittel und alkoholische Getränke: CHF 290.- monatlich
- Bekleidung und Schuhe: CHF 130.- monatlich
Pro-Tipp: Liste die Ausgaben der Priorität nach auf, also Miete zuoberst und beispielsweise Netflix als letztes. Solltest du während einem Monat dein Budget überziehen und nicht genug Geld zur Verfügung haben, kannst du die untersten Kategorien einfach streichen und dieses Geld sparen
Vorteile
Du weisst ganz genau, wo jeder Franken hingeht. Ebenso gibt dir diese Methode eine grössere Sicherheit und Kontrolle über deine Finanzen. Wenn es dir schwer fällt dich an ein grobes Budget zu halten, bietet sich mit dieser Methode eine gute Alternative. Du hast hier auf jeden Fall kaum Spielraum.
Nachteile
Solltest du kein fixes Einkommen bzw. nicht immer den gleichen Betrag erhalten, kann es schwierig werden, das Budget monatlich anzupassen. Zudem rate ich dir von dieser Methode ab, wenn du kein detailorientierter Mensch bist. Denn du würdest riskieren, dich ab dieser Methode gestresst zu fühlen und gar nicht mehr zu budgetieren.
#3 Prioritäten basiertes Budget
Diese Methode ist dem 0-basierten Budget sehr ähnlich, eignet sich jedoch besser für Menschen mit einem unregelmässigen Einkommen.
Hierfür gehst du von einem Nettoeinkommen aus, welches du mindestens verdienen würdest (so zu sagen ein worst case Szenario). Bspw. wenn du temporär arbeitest und keine extra Schichten oder Stunden übernehmen kannst. Von diesem Lohn gehst du also aus.
Danach listest du deine Ausgaben nach Priorität auf. Beispielsweise Miete, Strom, Einkauf etc. Idealerweise deckt dein «Worst case Szenario Lohn» die absolut notwendigen Ausgaben.
Darunter listest du Ausgaben auf, die nicht zwingend notwendig sind, wie bspw auswärts essen oder Netflix. Diese lässt du jedoch leer bis dein Lohn auf deinem Konto ist. Wenn du dann siehst, dass der effektive Lohn deinen «Worst case Szenario Lohn» übersteigt, teilst du den restlichen Betrag auf diese Kategorien auf.
Hierbei ist es natürlich wichtig zu beachten, dass das Sparen, den nicht notwendigen Ausgaben vorgezogen wird. So hast du für den Fall, dass es mal für die notwendigen Ausgaben nicht ausreicht, einen Puffer.
Vorteile
Du kannst trotz unregelmässigem Einkommen budgetieren und nachvollziehen, wo dein Geld hingeht. Es verschafft dir ein Stück weit Sicherheit, denn du siehst, dass die wichtigsten Ausgaben gedeckt sind.
Nachteile
Prinzipiell empfehle ich diese Methode explizit Menschen mit unregelmässigem Einkommen. Für alle anderen ist diese Methode eher überflüssig. Mit anderen Worten ist es nicht nötig, Kategorien nicht zu budgetieren, wenn dein Einkommen immer gleich hoch ist.
#4 Umschlagmethode
Papier- und Bargeldliebhaber aufgepasst! Diese ist für euch. Alle die, die jetzt denken «Hä? Bargeld? Nein danke» – überspringt diese Methode direkt. 😉
Bei der Umschlagmethode geht es wieder einmal darum, dein Nettoeinkommen in verschiedene Kategorien einzuteilen. Pro Kategorie hast du einen Umschlag, darin befindet sich das dieser Kategorie zugeteilte Geld.
Jetzt wird es tricky. Insofern du zwar Bargeld und Papier bevorzugst, aber wohl kaum deine Rechnungen auf der Post zahlen willst. Demzufolge müssen wir berücksichtigen, was du bar zahlen willst und kannst und was eher nicht.
Via eBanking würde ich nach wie vor folgende Rechnungen, für die du Einzahlungsscheine erhältst begleichen. Darunter fallen beispielsweise Miete, Handy, WLAN, Leasing, Versicherungen etc.
Für alles andere, bereitest du einen Umschlag mit dem dazugehörigen Betrag vor. Folgende Kategorien wären möglich:
- Einkauf
- Tanken
- Shopping
- Beauty
- Auswärts essen
- Fun Money
Pro Tipp: Solltest du keine Lust auf ein Haufen Couvert haben oder hast dein Geld lieber dabei, könnte dieser Budget Planner* eine super Alternative sein.
Vorteile
Durch das Bargeld tendierst du dazu, weniger auszugeben – diese Methode ist demnach die richtige für dich, wenn du «digitale Budgets» bisher nie einhalten konntest. Für diejenigen die Dinge lieber anfassen und sehen, ist dies eine super Methode. Ebenfalls empfehlenswert ist diese Methode, wenn du zuerst lernen möchtest mit deinem Geld umzugehen, bevor du beginnst Kreditkarten zu nutzen.
Nachteile
Es ist mit Sicherheit die aufwändigste Methode was die Vorbereitung betrifft. Denn du musst das ganze Bargeld auch erst mal abheben. Ebenfalls hast du auf diese Weise natürlich keine Möglichkeit Cashbacks oder sonstige Bonuspunkte zu sammeln.
Budget im Budget
Egal welche Methode du nutzt, ziehe in Betracht sie durch diese zwei zu ergänzen.
#1 Teile deine Jahresrechnung auf
Einige Rechnungen flattern einmal im Jahr ins Haus: Haushaltsversicherung, Steuern, Serafe etc. Das sind dann meist grössere Beträge auf einmal. Damit dir nicht jedes Mal die Frage im Kopf schwirrt «und wie zahle ich die schon wieder?», lege ich dir ans Herz, den Jahresbetrag durch 12 zu teilen. Diesen Betrag überweist du, zusammen mit allen anderen Haushaltsausgaben, auf dein Haushaltskonto.
Wir haben bereits im letzten Blogpost über das Mehrkontenprinzip gesprochen. Solltest du nicht wissen um was es sich dabei handelt, kannst du dies gerne im verlinkten Post nachlesen.
Beispiel:
Haushaltsversicherung CHF 420.- jährlich.
CHF 420 : 12 = CHF 35.
Monatlich CHF 35.- aufs Haushaltskonto überweisen und bei der Fälligkeit die Rechnung direkt über das Haushaltskonto zahlen.
#2 Zahle dich zuerst! (Pay yourself first!)
Lege direkt Daueraufträge an, die den gewünschten Betrag auf dein Sparkonto und/oder deine 3. Säule überweisen! Deine finanzielle Zukunft sollte unbedingt deine Priorität sein.
Fazit
Unter dem Strich ist dein Budget deine Finanz-Bibel. Du erschaffst Übersicht und Klarheit, weisst wo dein Geld hingeht und was du dir leisten kannst. Prinzipiell ist es zweitrangig, welche Methode du hierfür nutzt, sofern du überhaupt eine nutzt. Du kannst auch verschiedene Methode kombinieren. Ich habe beispielsweise bereits 2-3 Mal Methode gewechselt und gefühlt 87 Mal mein Excel umgekrempelt.
Bis du herausfindest was sich am besten für dich eignet kann es eine Weile dauern und dies ist völlig normal. Wichtig ist, dass du konsistent bleibst.
Mein Angebot steht übrigens immer noch
Wenn du dich überfordert fühlst kannst du eine Mail an hello@curlyonabudget schreiben, via DM auf Insta oder über das Kontaktformular hier auf der Webseite.